… nach erfolgreicher Auspuffreparatur ging es bis nach Russland. Nein, nicht ganz. Genauer gesagt bis zur russischen Grenze.
Narva-Joesuu grenzt am nördlichsten Ende an Russland. Ein kleiner Badeort, mit dem längsten Sandstrand Estlands. In der Tat kann der sich sehen lassen, schöner Sand, eine Strandbar. Und ein paar Kiter. Gefällt uns! Die Badeorte hier sind übrigens geprägt durch viel Wald (der direkt an den Strand grenzt), einfache Einfamilienhäuser und maximal einem oder zwei Hotels. Eine klassische Flaniermeile oder Promenade findet man eher nicht.
An der russischen Grenze entlang ist das Ziel Narva, drittgrößte Stadt des Landes. Grenzort. 95% russische Einwohner. Wir nutzen den großen Parkplatz direkt vor dem Grenzübergang Estland – Russland. Die mittelalterliche Burg Hermannsfeste aus dem 13. Jahrhundert ist einen Besuch wert. Vom Turm hat man einen weiten Blick über das russische Land. Das besondere hier ist die Konstellation der beiden Burgen, der Hermannsfeste und der am anderen Flußufer liegenden russischen Festung Iwangorod. Der Fluß bildet die Landesgrenze, eine skurrile und wohl einzigartige Konstellation in Europa.
(das Boot segelt ganz sauber an der Grenze entlang, auf estnischer Seite, der Fluss scheint hier keine 50 Meter breit zu sein)
(Grenzfluss, die andere Uferseite ist bereits Russland)
(Die sich gegenüberliegenden „Burgen“. Blick auf die Burg in Russland)
(Links die LKW Schlange an der Grenze nach Estland, rechts die russische Burg)
(Erinnert unweigerlich an die damalige Deutsch-Deutsche-Grenze)
(Grenzbrücke)
Etwa 70 km Richtung Nord-Westen liegt das Kuremäe-Kolster. Es ist das einzige tätige russisch-orthodoxe Nonnenkloster in Estland. Eine interessante und ungewohnte Architektur und durch die Zwiebeltürme schon von weiten zu erkennen. Direkt neben dem Kloster sprudelt die „Heilige Quelle“, die heute wegen seines heilenden Wassers bekannt ist. Kanisterweise tragen die Leute das Wasser hier weg. Unglaublich! Statt Wasserschleppen haben wir uns auf dem Parkplatz den Sieg der deutschen Mannschaft über die Engländer angeschaut.
(der Brunnen mit dem „Heil-Wasser“)
(auf dem Rückweg zur heilenden Quelle. Glaube versetzt bekanntlich Berge, zu mindest aber Kanister)
Weiter nördlich liegt der Peipsi See, der größte See des Baltikums und angeblich fünftgrößte See Europas. Durch ihn läuft die estisch-russische Grenze. Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein. Eine vergessene Welt, am Ende Europas.
Einige Menschen verkaufen die wenigen Erträge der Landwirtschaft am Straßenrand. Man sieht viele baufällige Holzhütten. Menschen die auf den Feldern arbeiten. Ein unglaublicher Kontrast zu Tallinn. Bilderzu schießen empfanden wir irgendwie nicht angemessen. Wir bleiben auf dem Camping Marjan Maja in Ranna.
In einer neuen, anderen Welt ist man dann in Tartu. Das geistige Zentrum Estlands. Traditionsreiche Universitätsstadt. Trotz der Tatsache dass es die zweitgrößte Stadt des Landes ist, wirkt sie sehr klein und übersichtlich. Die Altstadt ist wirklich schön, die Atmosphäre angenehm. Kaum Touristen, dafür viele junge Studenten. Lebensstil und Kleidung der jungen Leute ist eher westlich geprägt, wenn man es mit Tallinn oder Narva vergleicht. Zwischendurch hatten wir das Gefühl, man wäre wieder in Schweden.
Aufgrund eines traurigen Familienereignisses sind wir nun 250km nach Riga gefahren und fliegen morgen von dort nach Düsseldorf. Am Freitag kehren wir zurück nach Riga um unsere Reise fortzusetzen. Vermutlich geht es dann nochmals nach Estland, die Inseln und Westküste erkunden.
Bis dahin schauen wir uns heute bei heißen 30 Grad die Jugendstil-Stadt Riga an.
P.S. Der Riga City Camping ist nicht wunderschön, aber praktisch, funktional und zentrumsnah. Sehr netter Empfang, 5 Tage für ca. 90 EUR, 24/7 bewacht, Internet 3 EUR für 24 Std. (Parkuhrprinzip)
hallo ihr zwei,
ich verfolge eure reise mit grossem interesse von anfang an. da ich z.zt. eine reise ins baltikum plane, bin ich natürlich an tipps und berichten der gegenden die ihr nun durchfahrt sehr interessiert. ein guter helfer war mir bisher der womo-band „…durchs baltikum“. aber eure infos sind natürlich brandaktuell und ebenfalls sehr informativ.
schreibt also möglichst viel und macht weiterhin tolle fotos.
alles gute wünscht euch
günter
danke. und keine sorge, noch hören wir nicht auf 😉
o.